Förderverein zur Erhaltung von Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen e.V.

April 2014

Mit Essslinger Loks in den Harz

ME-Maschinen auf der Harzbahn

Mit dieser, zugegebenermaßen heute mehrdeutigen Überschrift, können beim Leser mindestens 3 Überlegungen angeregt werden:

  1. Nee-das kann doch nicht sein, auf den Brocken fährt doch keine ME-Lok: RICHTIG!
  2. Die einzige Mallet der heutigen HSB aus Süddeutschland kommt doch nicht aus Württemberg sondern aus Baden (99 5906 – MBG Karlsruhe, Bj 1918): auch richtig!
  3. Sind die vom FVME etwa auf dem Holzweg ?: Ganz klar: Falsch!

Und wo liegt jetzt die Lösung?

Nun, neben dem heute noch planmäßig mit Dampfloks betriebenen schmalspurigen Netz der HSB gab es auch noch die Halberstadt-Blankenburger-Eisenbahn (HBE), deren Ast in den Harz heute noch unter dem Namen „Rübeland-Kalkbahn“ auf dem Restabschnitt Blankenburg – Elbingerode (Kalkwerke Fels) als moderne, elektrisch betriebene Strecke existiert. Diese Strecke hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, sowohl was die genaue Streckenführung als auch das Traktionssystem anbetrifft. Mehrmals wechselten die Trassen zwischen den einzelnen Bahnhöfen, wurden Bahnhöfe verlegt und auch aufgegeben. 1907 wurde ein Querverbindng von der HSB in Elbingerode zur Harzquerbahn nach Drei-Annen-Hohne eröffnet, mit der die damals zahlreiche Ausflugskundschaft von Halberstadt und Thale direkt in den Bahnhof der Brockenbahn gebracht werden konnte. Noch heute kann man auf dem HSB-Bahnhof in Drei-Annen-Hohne das Gebäude der Unterführung sehen, von dem aus man von Gleis 1 in den Fußgängertunnel zum HBE-Bahnhof kam, der südlich vom HSB-Bahnhof auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes ca 5 m unterhalb des HSB-Niveaus lag. Die Unterführung, deren Portal mit der eingegossenen Jahreszahl „1907“ auf HBE-Seite heute noch existiert, wurde mittlerweile verschlossen. Auch der noch vorhandene HBE-Bahnhof ist eine einsturzgefährdete und demzufolge abgesperrte Ruine, die tunlichst nicht betreten werden sollte. Die Reste der Trasse könne von Drei Annen Hohne aus noch ein ganzes Stück parallel zum Wanderweg nach Königshütte im Wald verfolgt werden. 
Begonnen hat die HBE als dampfbetriebene Zahnradbahn mit Abt`schem Zahnstangensystem und wurde in den 20er-Jahren mit den berühmten Loks der „Tier-Klasse“ (von Borsig) auf reinen Dampf-Adhäsionsbetrieb umgestellt. Nach einem kurzen Intermezzo mit Dieselbetrieb (Der Sprengbetrieb in den Bergwerken wurde anfänglich durch Erdströme des elektrischen Betriebes beeinflusst) konnte Mitte der 60er-Jahre ein elektrischer Inselbetrieb mit 25kV/50Hz eingeführt werden, der bis auf ein weiteres Dieselintermezzo nach der Jahrtausendwende (wegen „maladen“ Stromversorgungseinrichtungen) bis heute anhält.

Und wo war jetzt die ME-Lok ? 

Bereits in der Zeit der Zahnradbahn konnte sich die Maschinenfabrik Esslingen ab 1885 als Hauslieferant bei den Zahnradradloks durchsetzen. Neben den Zahnrad-Tenderloks für die eigentliche Bergstrecke wurden auch Schlepptenderloks für die Flachlandstrecke Blankenburg-Halberstadt sowie Reibungs-Tenderloks ähnlich der T3 geliefert. Und so konnte man (sofern man damals zum ausreichend betuchten Volke gehörte) Sonntags mit den Esslinger Loks der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn von Halberstadt aus nach Blankenburg reisen, dort in den Esslinger Zahnraddampfzug umsteigen und damit dann von Blankenburg bis tief in den Harz nach Drei-Annen-Hohne fahren. Nach einem kurzen Fußmarsch durch den Tunnel (man saß ja bis dahin schon einige Zeit...) gings von dort aus mit der Schmalspurbahn (leider nicht mehr mit Esslinger Loks) auf den Brocken. (BGK)

Noch mehr zu den Zahnradloks der ME an die Harzbahn und den Weiterbau der ME-Konstruktionen durch Preussische Lokfabriken demnächst im Esslinger Dampfdruck.